Es ist Zeit, auf Wiedersehen zu sagen und dieser jungen Schäferhündin „Holly“ ein schönes neues Zuhause zu suchen. Noch während ich diese Zeilen schreibe, schreit ein großer Teil von mir „Tue es nicht! Behalte sie!“, denn Holly ist einer der tollsten Hunde, die ich kennengelernt und rehabilitiert habe. Holly, das ist ein neugieriger, hellwacher und sehr freundlicher Charakter in einem Körper, der stark, kräftig und sehr harmonisch gebaut ist.

Holly gelangte zu mir, weil das Zusammenleben mit ihrer Vorbesitzerin nicht passte und sie so stark gestresst war, dass sie nicht nur hochgradig stubenunrein war, sondern auch „aggressiv“ auf ihren Menschen wirkte und das Schlimmste, bereits stereotype Verhaltensweisen zeigte. Hinzu kam Trennungsangst. Ehe sie im Tierheim landete, entschloss ich mich, sie aufzunehmen und zu trainieren. Ich wollte hinter diese Fassade aus Erwartungen, Druck und Stress schauen, um zu sehen, wer sie wirklich ist. Und ich sagte es ja schon: Sie ist so toll, dass ich sie behalten würde, wenn ich nicht schon in der Verantwortung einiger anderer Tiere hier wäre. Es bliebe zu wenig für den wachen Geist und das schmusige Wesen der kleinen Hündin übrig, würde ich sie bei mir behalten.

Lassen Sie mich erzählen, was ich mit Holly gearbeitet habe:

Da Hollys Geist unentwegt nach neuen Dingen Ausschau hält, gewöhnte ich sie an die Box, in der sie inzwischen gut und tief entspannen kann. Es ist Holly jedoch auch möglich, alleine einen Ort des Ausruhens und des Entspannens zu finden. So zieht sie sich gerne ins Schlafzimmer oder in den Vorflur zu meiner alten Hündin zurück.

Holly kann sehr gut alleine bleiben (bis drei Stunden). Ebenso kann sie entspannt im Auto warten. Sie ist verträglich mit Katzen, anderen Hunden und meinen Zwerghühnern.

Natürlich ist sie absolut stubenrein und schläft die Nacht durch. Sie kann Leckerchen suchen, Guten Tag sagen, sie kann höflich und geduldig warten, aufs Hineingehen, aufs Ein- und Aussteigen im Auto, … Geduld und Ruhe … war und ist der Trainingsweg. Sie ist ans Autofahren gewöhnt, kann gut – auch in der Gruppe – an lockerer Leine gehen, sie kommt sofort auf Zuruf (Pfiff), was vorher mit starkem Meideverhalten belegt war. Sie ist ans Hundegeschirr gewöhnt und kann auch ein zu intensives Spiel mit einem Artgenossen sofort auf Bitte unterbrechen.

Weil fremde Orte für „Stress-Hunde“ immer ein Problem sind, habe ich das intensiv mit ihr geübt. Holly kennt also den Reiz „neuer Ort“ und zeigt sich dort entspannt und orientiert.

Ich habe mit ihr Markertraining gemacht, so dass auch diese Trainingsmethodik künftig eingesetzt werden kann.

Gruselige Gerätschaften wie Rollatoren, Rollstühle, Krankenbetten kennt Holly bereits durch Besuche im ambulanten und stationären Hospiz.

Während der Spaziergänge in der Natur haben wir bereits den Grundstein für ein erfolgreiches Anti-Jagd-Training gelegt, so dass beim Fortführen der Methodik davon ausgegangen werden kann, dass Holly keine Tiere jagen muss. Einige Trainings wurden überdies zum Kennenlernen weiterer Tiere genutzt: Pferde und Rinder.

Holly hat Papiere (Körzucht) und eine lange Ahnentafel. Ihre Zuchtstätte bewerte ich – soweit ich das beurteilen kann – mit sehr gut.

Holly hat hier ihre letzten Impfungen bekommen, ist gechipt und natürlich entwurmt.

Die Schäferhündin hat wenige Schwächen: Sie hat einen ausgeprägten Hütetrieb, den wir schon bearbeitet haben, der jedoch noch weiter im Verlaufe ihrer Entwicklung berücksichtigt werden muss. Zum Beispiel ist es wichtig, sie ab und an an der Leine innerhalb von Gruppen laufen zu lassen. Der zweite Schwerpunkt ist, dass Holly unsicher in der Dunkelheit ist. Ich werde das in den letzten Tagen, die Holly hier sein wird, noch weiter und intensiver angehen, jedoch wünsche ich mir, dass der neue Besitzer hier weiterarbeitet. Es ist ein leichtes Training (Füttern im Dunkeln).

Es ist für mich jedoch etwas schwierig, dass zu trainieren, weil hier ständig der Fuchs herumstreunert und meine andere Schäferhündin „Gefahr“ signalisiert.

Tja, nun ist es wohl soweit. Die neuen Menschen für Holly dürfen kommen. Was wünsche ich mir für Holly? Ich suche Menschen, die Ruhe und Aktivität gleichermaßen zu schätzen wissen. Ruhig und konsequent sollte auch der Umgang mit der Hündin sein. Ich möchte Menschen finden, die aufmerksam, die bindungsbereit sind und die vor allem diesem kostbaren Schatz zu schätzen wissen und lieben können. Hundesport, Sucharbeit, Agility, Rettungshundearbeit, all das wären wunderbare Möglichkeiten für einen Hund wie Holly. Weil sie ebenso menschenfreundlich und offen auf jeden zugeht und aktiv Kontakt und Nähe sucht, wäre sie auch eine ausgezeichnete Therapiehündin. Ich habe leider/gottseidank schon Zwei, sonst … ich erwähnte es schon, wäre es meine! ;-)

Nein, Holly gibt es nicht umsonst. Und auch nicht in Raten. Und auch nicht zum Super-Sonder-Schnäppchen-Preis.

Wenn Du „ihr“ Mensch bist, wirst du wissen, mit was für einem Geschenk Sie für viele Jahre Ihres Lebens durch sie gesegnet bist.

Schreib mir, wenn Holly Interesse geweckt hat und wir kommen ins Gespräch. Der Auszug ist, wenn alles stimmt, ab sofort möglich. Gern begleite ich Sie auch auf Ihrem gemeinsamen Weg und ich stehe auf Wunsch mit Rat zur Verfügung.

Claudia Hauer

feel4dogs