Tage und Wochen hatte ich (mich) immer wieder gefragt, ob ich Holly nicht behalten kann. Irgendwie. Sie passte so gut hier hinein, war eine Bereicherung für alle, die hier leben. Doch sah ich auch die Anstrengungen und Kraft, die Hollys Erziehung und ein weiterer Hund in Anspruch nahm. Es blieb einfach zu wenig übrig für die anderen. Wollte ich das?
Und so entschied ich mich dazu, ein Zuhause für Holly zu suchen. Es war mir klar, dass ich ein schönes und passendes Heim für sie sehr schnell finden würde. Holly ist ein Klasse-Hund. Begleitung für den ersten gemeinsamen Weg, Rat und Hilfe bot ich zusätzlich an. Denn es sieht immer so einfach aus, wenn der Hund schon geformt, etwas gefestigt, trainiert aus einem festen Gefüge kommt. Um das zu erhalten, ist es wichtig, auch künftig am selben Strang zu ziehen. Und das tut es.
Ich sehe mich nicht als „Retter“ für einen bedürftigen Hund, der in eine Notlage geriet. Nicht als „Gut-Mensch“, der etwas für das Tier tat. Nein, denn Holly brachte uns viele Geschenke. Es tat gut, mit einem Hund zu arbeiten, mit dem es relativ leicht war, zu arbeiten. Es war kein riesiger Kraftakt wie damals bei meiner Schäferhündin Jenny. Ich musste diesen Vergleich vor Augen geführt bekommen, um einfach endlich ein Stückchen mitfühlend(er) mit mir selber sein zu können: Ja, bei Jenny hatte ich Großartiges geleistet.
Dieser Kraftakt zwischen Jenny und mir belastete all die Jahre unsere Beziehung. Und Holly zeigte mir auf, welche enorme Entwicklung Jenny noch einmal hingelegt hatte. Sie ist ein absolut ruhiger, entspannter Hund geworden. Ich kann immer auf sie zählen. Auf ihre Loyalität, auf ihre Liebe, ihre Treue und ja auch auf ihren absoluten Gehorsam. Holly hat es geschafft, mir die Augen zu öffnen. Nur durch sie konnte ich sehen, was ich vorher nicht sah, konnte fühlen, was ich durch die Reibereien zwischen uns in Jennys Jugend nicht fühlen konnte: Meine Liebe und Verbundenheit zu ihr. Was für ein toller Hund!
So brachte uns Holly Geschenke, die mit Geld gar nicht zu bezahlen sind. Holly hat unser Leben verändert und dafür bin ich zutiefst dankbar.
Eine Freundin schrieb mir sehr treffend und tröstend: „Es tut sehr weh jetzt. Aber du hast das so oft schon gemeistert. Das ist der Preis, den du immer wieder zahlen wirst und musst … aber du bist stark. Die nächste Aufgabe kommt. Deine Bestimmung ist es nicht, Tiere bis zum Limit dauerhaft aufzunehmen. Dann könntest du nicht mehr helfen und das wäre eine Katastrophe.“
So sehe ich das auch. Und dem gibt es nichts mehr hinzuzufügen.
Eure Claudia