Meine deutsche Schäferhündin Jenny merkt sich Dinge extrem schnell. Es reicht manchmal ein einziges Mal, um eine Verknüpfung in ihrem Gehirn zu schaffen. Natürlich müssen es Dinge sein, die für sie mit hoher Motivation gekoppelt sind. Beispielsweise die Wege, die zum Wasser führen. Oder der Ort, an dem ich irgendwann einmal ein Spiel mit ihr spielte. Leider baut sie genauso wie eine Verknüpfung auch ebenso schnell eine Erwartung auf, die immer mit Stress verbunden ist. Aber das ist eine andere Geschichte. :-)

 

Letztes Jahr bin ich zwei-, dreimal mit den Hunden Pilze sammeln gewesen. Ohne große Ambitionen vermittelte ich Jenny nur vereinfacht die Suche nach Pilzen. Das kann niemals ausreichend gewesen sein, ihr dieses Gebiet fachlich ausreichend zu vermitteln. Doch freute ich mich immer riesig, wenn ich auf einen Pilz stieß. Dann war ein Jahr Pause. Seit gestern hat die Pilz-Saison wieder begonnen. Ich entdeckte den ersten Pilz und freute mich enorm. Auf dem Spaziergang heute machte mich Jenny nun unaufgefordert aufmerksam auf Pilze am Wegesrand. Und sie zeigte mir haargenau die Stellen, an denen ich gestern Pilze gefunden hatte. (Es waren keine einfachen Stellen, sondern Orte direkt im Wald, fern des Weges.) Sie schaute mich an, blickte auf den Pilz und sagte: „Schau mal, hier ist wieder so’n Ding, bei dessem Anblick du so glücklich gewesen bist.“ Gibt es denn sowas, frag ich euch?

Ich finde es schon allein enorm, dass ein Hund sich eine einzige Situation einprägt und merkt und mich mit seiner Nase dorthin führt, doch noch enormer finde ich, dass die Motivation des Hundes darauf ausgerichtet ist, was mir Freude bereitet. Der Hund hatte ja nichts davon, außer das Erleben meiner Freude und des kurzen Glücksgefühls.

Irgendwie ist das schon auch „gruselig“ … Denn wenn sie da so präzise in ihrer Erinnerung ist, was von unserem Alltag hat sie noch in ihrem Kopf? – Hunde sind Spiegelpartner und ich muss mich fragen: Bin ich viel zu häufig nicht glücklich und voller Freude, dass mein Hund ebenjene Begebenheiten so besonders fokussiert und zu seiner Hauptmotivation und einem Triebmittel für sein Verhalten macht? – Vorsorglich erwähne ich, dass „nicht glücklich“ nicht gleichbedeutend ist mit „unglücklich“!

Sind Hunde nun Glücksmomentebringer, Glücksmomentejäger ihrer Menschen? Da muss ich doch erstmal drüber nachdenken :-)

Hunde überraschen immer wieder.

Eure Claudia