Gerade ging ich mit einer Sechser Hundegruppe unbeschwert und verträumt tief im Wald spazieren, fernab der Zivilisation, fernab dauernder (störender) Hundebegegnungen. Und während ich lief, freute ich mich, dass Jenny ihre Such-Fähigkeiten in Richtung „Braunkappen“ spezialisiert und anzeigt. Die Freude über Pilz-Funde bleibt doch nur Freude, weil ich gar nicht gerne Pilze esse. Jeder von uns, die Hunde und ich, tat wonach ihm lustig war: Julanta scharrte Erde auf und fraß sie, Paula untersuchte einen Baum, der wohl besonders schön roch, Jenny schleppte einen Stock und hoppelte voran. Valentino, der selten vorläuft, übernahm nach Jenny nun die Spitzenposition, weil er den Weg kannte und wusste, jetzt sind wir auf dem Rückweg.

Und urplötzlich raste ein schokobrauner Labbi-Rüde von hinten heran. Mitten in die freilaufende Gruppe. Einige der Hunde sind dafür bekannt, ab und an mal überzureagieren, wenn fremde Hunde plötzlich so nah ins Feld geraten. Nun, der Labbi hatte nur eines im Sinn: Jenny, meine Schäferhündin. Er fand sie als Paarungspartnerin sehr interessant und präsentierte (vergeblich) seine Schokoladenseite. Weit in der Ferne hörte ich Rufe. Niemand war zu sehen. Immer wieder wies Jenny den fremden Rüden in seine Schranken, doch er ließ nicht ab, sie zu belästigen. Ich schaute auf die Hunderunde und sah, wie jeder so tat als wäre da niemand. Jeder der anderen Hunde ging seines Weges, unbeirrt des Fremden in unserer Mitte. Als es mir zuviel wurde und weil es meine Veranwortung für meinen Hund war, half ich Jenny und schickte den Rüden mit starker Präsenz zurück zu seiner Halterin.

„Ein Glück sind wir den los“, schien die Meute zu sagen und wir zogen weiter.

Es war eine unangenehme Begegnung, ja. Doch wie alles hat auch dieses eine zweite Seite: Die Hunde haben mir gegenüber bewiesen, dass sie mir zutiefst vertrauen. Niemand hat sich eingemischt. Niemand ist in Konfrontation oder in Alleingang gegangen. Alle haben das Feld mir überlassen. Und auch ich habe mich einmal mehr bewährt: Ich kümmere mich darum. Ich regle das.

Das ist eine wunderbare Erkenntnis für mich und die Hunde. Und so ist das, was auf den ersten Blick unangenehm und ärgerlich erscheint, am Ende stärkend und durchweg positiv für den Einzelnen und die Gruppe.

Vertrauen.

Eure Claudia