Paul Watzlawick hat einmal gesagt: „Man kann nicht nicht kommunizieren.“ Jede Kommunikation hat einen Beziehungsaspekt und folgt immer Ursache und Wirkung.
Ich bin ja ein bekennender Anhänger der Sprache, besonders der schriftlichen. Ich liebe schreiben. Und den Zusammenhang zwischen Kommunikation und Verhalten finde ich schon lange megaspannend. Jede Kommunikation ist Verhalten. Eine Form von Verhalten und ebenso wie man nicht nicht kommunizieren kann, kann man sich auch nicht nicht verhalten.
Auch zwischen Mensch und Tier ist Kommunikation einfach alles. Tiere drücken sich aus, Menschen drücken sich aus. Tiere verwenden dafür nur seltener Worte. Sie lesen unsere Kommunikation aus Gesten, aus Verhalten, aus Mimik und aus Gerüchen. Darin sind besonders Hunde wahre Meister. Das Erkennen unserer subtilen Botschaften birgt häufig Missverständnisse, weil Menschen oft unbewusst sind und Sprache und Ausdrucksverhalten häufig meilenweit voneinander entfernt sind. In diesem Sinne schaue ich bei Menschen eher auf Verhalten, als auf das, was sie sagen.
Diese Diskrepanz gibt es bei Hunden nicht. Es ist immer zu sehen, was los ist, was sie wollen, was sie fühlen. Und wenn wir es nicht verstehen, dann liegt es an uns und der Andersartigkeit der Geschöpfe.
Eine intensive Kommunikation fand kürzlich bei meinen Hühnern statt. Das „Wohnzimmer-Huhn“ (ich nenne sie so, seit sie mich immer wieder im Wohnzimmer besuchte) hat Küken erbrütet. Nach dem Schlupf und der ersten heißen Phase durfte sie mit ihrem Nachwuchs in einen separaten Stall mit Auslauf umziehen. Argwöhnisch schaute ich immer wieder aus dem Fenster, um zu sehen, ob alles in Ordnung ist. Irgendwann mittags hörte ich dann einen Gurrlaut. Ich sah, dass die Krähen wieder da waren, die Lust auf Futter hatten. Bereits letztes Jahr vernichtete eine besonders schlaue Krähe ihren Hunger mit Kükenfleisch. 14 Tiere hatte sie vernichtet und ich kann euch sagen, Krähen sind wirklich schlau. Sie kamen nur, wenn ich gerade mit den Hunden Gassi war.
Ich verscheuchte die Krähen und ließ sie wissen, dass ihre Anwesenheit zumindest in diesem Gehege nicht erwünscht war. Tiere, auch Wildtiere, sind Gewohnheitstiere und so kamen die Krähen jeden Mittag wieder, auch als sie kein Hühnerfutter mehr vorfanden. Ihr Plan war, die Mutterhenne herauszufordern und in einem unbeobachteten Moment ein Küken zu schnappen. Bei zwei Krähen ist das eine machbare Strategie. Was konnte ich also tun? – Jeden Mittag rief mich die Henne und ich vertrieb das Krähenpaar. Ich kam immer rechtzeitig – eben weil ich in Verbindung und in Kommunikation mit dieser Henne war.
Wenn man mit der Natur lebt, wie ich, lernt man Geräusche zu unterscheiden. Im Zusammenleben mit den Tieren der Wildnis und meinen eigenen lernte ich, mich immer wieder auf die Verhaltenswelt anderer Geschöpfe einzustellen, um Gefahren für die Meinen abzuwehren. Fuchs, Habicht und Krähen … das sind die Gefahren, die wir schon meisterten.
Um erfolgreich die aktuelle Gefahr durch die Krähen abzuwehren, gab es nur eine Möglichkeit: Ich musste der Henne mit ihren Küken den Garten-Freilauf ermöglichen. Nur dort kann die Mama beim ersten Anflug der Krähen schnell einen sicheren Unterschlupf suchen. Ein Busch, unter den Ästen der Hecke, unter dem Efeu. Die Küken können sich blitzschnell verstecken. Im begrenzten Auslauf gibt es diese Möglichkeit in dieser Fülle nicht.
Und so laufen auch die Kleinen mit ihrer Mama wieder im Garten herum, können wachsen und leben.
Kommunikation zwischen Mensch und Tier, wenn sie denn verstanden wird, kann also Leben retten.
Eure Claudia